Sucht

Was ist Sucht?

Sucht ist der umgangssprachliche Ausdruck für eine Abhängigkeitserkrankung.

Personen können von Substanzen (zum Beispiel Alkohol, Nikotin, Medikamente, Heroin, …) abhängig sein, in diesem Fall wird von einer „substanzgebundenen Sucht“ gesprochen. Ist eine Person von einem bestimmten Verhalten abhängig – zum Beispiel davon, in Spielhallen und Wettbüros um Geld zu spielen –, wird diese Erkrankung „substanzungebundene Sucht“ oder „Verhaltenssucht“ genannt.

Abhängigkeitserkrankungen treten häufig gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf, diese werden als komorbide Erkrankungen beziehungsweise Komorbiditäten bezeichnet.

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Erklärvideo - "Ursachen von Sucht"


Wussten Sie, dass …

  • das Potenzial eines Suchtmittels zur gesundheitlichen Gefährdung nicht vom rechtlichen Status (legal oder illegal) abhängig ist?
  • das legale Suchtmittel Alkohol, gemessen an den Folgen – gesundheitlich, sozial, ökonomisch, Unfälle – unverändert das „Problemsuchtmittel Nummer eins“ in unserer Gesellschaft ist?
  • 1,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher (15%) Alkohol in einem problematischen, deutlich gesundheitsgefährdenden Ausmaß trinken? Der Anteil ist unter Männern doppelt so hoch wie unter Frauen. Davon gelten ca. 370.000 Personen (5 % der Österreicherinnen und Österreicher), als alkoholkrank. Den höchsten Anteil an Menschen mit problematischem Alkoholkonsum findet man bei 40- bis 70-Jährigen und nicht – wie oft angenommen – bei Jugendlichen.
  • aktuell 20 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher über 15 täglich Zigaretten rauchen? In Österreich sind geschätzt rund 1,6 Millionen Menschen nikotinabhängig. Das Rauchverhalten von Männern und Frauen hat sich in den letzten Jahrzehnten zusehends angeglichen und die Anzahl an Personen, die rauchen ist zurückgegangen. Zudem überlegt die Hälfte der Personen, die raucht, damit aufzuhören, weitere 10 Prozent haben bereits konkrete Pläne.
  • E-Zigaretten und Nikotinbeutel zwar insbesondere bei jüngeren Menschen immer beliebter werden, dennoch zwei Drittel der Jugendlichen noch nie E-Zigaretten konsumiert haben und knapp 90 Prozent der jungen Erwachsenen noch nie Nikotinbeutel probiert haben?
  • jede zehnte Person in Österreich mindestens einmal pro Woche Schlaf- oder Beruhigungsmittel einnimmt? 5 Prozent tun dies täglich. Der Anteil an Personen, die mindestens einmal im Monat Schlaf- oder Beruhigungsmittel nehmen, hat in den letzten Jahren zugenommen.
  • schätzungsweise ein Drittel bis die Hälfte der Erwachsenen in Österreich bereits mindestens einmal im Leben Cannabis konsumiert hat, Männer häufiger als Frauen? Meistens beschränken sich die Konsumerfahrungen jedoch auf eine kurze Lebensspanne.
  • in Österreich rund 64.000 Personen ein problematisches Spielverhalten aufweisen und davon etwa 37.000 Personen als pathologische Spielerinnen und Spieler gelten?
  • rund 35.000 bis 40.000 Personen in Österreich einen risikoreichen und problematischen Opioidkonsum haben? Die Anzahl ist in den letzten Jahren stabil geblieben. Gut die Hälfte davon befindet sich in Substitutionsbehandlung
  • der Konsum von Kokain in Österreich leicht zugenommen hat? 2 Prozent der 15- bis 34-Jährigen haben im letzten Jahr Kokain konsumiert.
  • der Versuch gesunder Personen, ihre geistige Leistungsfähigkeit durch die Einnahme psychoaktiver Substanzen zu steigern als Neuro-Enhancement bezeichnet wird? Die erhoffte positive Wirkung der verwendeten Substanzen wird überschätzt (Placebo-Effekt) und mögliche Nebenwirkungen werden unterschätzt.
  • die regelmäßige Einnahme von geringen Mengen psychedelischer Substanzen als Microdosing bezeichnet wird? Menschen erhoffen sich dadurch eine Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens. Es gibt jedoch keine Belege für eine positive Wirkung, die über den Placebo-Effekt hinausgeht. Gleichzeitig setzt man sich den Risiken, die mit der Einnahme der jeweiligen Substanz und möglicher Verunreinigungen einhergehen, aus.

Wirkungen von Suchtmitteln

Substanzen können aufputschend, beruhigend, bewusstseins- oder wahrnehmungsverändernd wirken.

Als Beispiel:

  • Aufputschend: Alkohol, Nikotin, Ecstasy, Kokain, Amphetamine
  • Beruhigend: Alkohol, Nikotin, Cannabis, Heroin
  • Bewusstseins- und wahrnehmungsverändernd: LSD, „Natural Drugs“

Auch das Glücksspiel hat, je nach Spielform, eine aufputschende oder beruhigende Wirkung.

Es spielt auch eine wichtige Rolle, wie und wo konsumiert wird (gelegentlich/regelmäßig, Höhe der Dosis, Einnahmeart, Umgebung). Ebenso haben Psyche und Körper, sowie Alter und Geschlecht einen entscheidenden Einfluss auf die Wirkung der Substanz (Motiv für den Konsum, Stimmung, körperliche Tagesverfassung).


Behandlungsmöglichkeiten

Sucht ist eine chronische Erkrankung. Ziel ist daher das Verringern des Konsums/Verhaltens (je nach Situation bis zur Abstinenz) und die Erreichung einer größtmöglichen Lebensqualität mit dieser chronischen Erkrankung.

Allgemein gilt: je früher eine Suchtentwicklung erkannt wird und Maßnahmen gesetzt werden, umso eher kann sich die Situation der betroffenen Person positiv entwickeln (objektive wie auch subjektive Gesundheit, Integration der Person in das gesellschaftliche Leben).

Um den unterschiedlichen Ursachen und Verlaufsformen von Abhängigkeitserkrankungen zu begegnen, werden soziale und therapeutische Maßnahmen individuell abgestimmt. Die Behandlung kann ambulant oder stationär, abstinenzorientiert oder als Substitutionstherapie beziehungsweise suchtbegleitend erfolgen.


Abhängigkeit von Substanzen

Von einer substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankung ist laut der „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“ (ICD-10) auszugehen, wenn drei oder mehr dieser Kriterien zusammen mindestens einen Monat bestanden haben beziehungsweise wiederholt innerhalb eines Jahres auftreten:

  1. Ein starker Wunsch beziehungsweise Zwang, eine Substanz zu konsumieren.
  2. Schwierigkeiten, den Substanzkonsum zu kontrollieren.
  3. Entzugssymptome, wenn die Substanz reduziert oder gar nicht mehr konsumiert wird.
  4. Toleranzentwicklung, das heißt es muss eine größere Menge der Substanz konsumiert werden, um denselben Effekt zu erzielen.
  5. Vernachlässigung oder Aufgabe andere Aktivitäten, Interessen und Verpflichtungen wegen des Substanzgebrauchs.
  6. Weiterer Substanzkonsum trotz schädlicher Folgen.

Von einem schädlichen Substanzgebrauch beziehungsweise Substanzmissbrauch spricht man, wenn der Substanzkonsum zu körperlichen oder psychischen Schäden (inklusive negativer sozialer Folgen) führt.



Weitere Informationen und Hilfsangebote

Hier finden Sie weitere Informationen, Beratungs- und Behandlungsangebote:

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